Produktivität statt Panik: Wie HR im Mittelstand zur echten Wachstumsmaschine wird

28. Juli 2025

Mark Huschenbeth 

Fachkräftemangel ist real. Aber unüberwindbar ist er nicht. Denn die größte Ressource steckt oft schon im Unternehmen: die eigene Belegschaft. Wer Produktivität strategisch fördert, gewinnt nicht nur Leistung, sondern auch Loyalität. Und das ist im Mittelstand ein Wettbewerbsvorteil.

Die Stimmung ist angespannt: Laut Stepstone spüren drei von vier KMU den zunehmenden Druck auf dem Arbeitsmarkt. Hohe Gehaltsforderungen, ein schrumpfender Talentpool und wachsende Anforderungen prägen das Bild (STEPSTONE Mittelstandsreport 2025). Gleichzeitig wird HR vielerorts noch als Administrationsabteilung betrachtet. In vielen kleinen und mittleren Unternehmen bedeutet das konkret: Verträge aufsetzen, Fehlzeiten erfassen, Lohnabrechnung vorbereiten – und das oft mit knappen Ressourcen. Strategische Fragen wie Führungskräfteentwicklung oder Talentbindung kommen dabei zu kurz. Dabei zeigt der aktuelle Gartner-Report: HR kann weit mehr. Nämlich Wertschöpfung.


Die Studie „The CHRO Guide for Maximizing Employee Productivity“ von Gartner (2025) identifiziert vier zentrale Hebel, mit denen Unternehmen die Produktivität ihrer Mitarbeitenden um bis zu 35% steigern können. Was auf Konzerne zielt, lässt sich überraschend gut auf den Mittelstand übertragen. Gerade weil KMU oft schneller und direkter handeln können, ist ihr Umsetzungsvorteil enorm.


HR als Produktivitätspartner auf Augenhöhe

Viele Mittelständler sind familiär, handlungsstark und praxisnah. Genau das braucht es, wenn HR-Teams gemeinsam mit Führungskräften rollenbezogene Produktivitätsmetriken entwickeln und vor Ort coachen. Statt „Wir müssen effizienter werden“ braucht es die Frage: „Was ist der wertvollste Beitrag jeder Rolle zur Unternehmensleistung?“ Das schafft Klarheit und Motivation.

Entscheidend ist, dass diese Prozesse nicht von oben herab diktiert werden. Produktivität ist kontextsensitiv: Was im Vertrieb funktioniert, kann in der IT hinderlich sein. HR sollte hier nicht als Kontrolleur auftreten, sondern als Vermittler zwischen Unternehmenszielen und Alltagsrealität. So entstehen tragfähige Lösungen.


KI als Ressource, nicht als Risiko denken

Auch wenn viele KMU bei GenAI noch zögern: Wer Produktivität ernst nimmt, sollte das Potenzial erkennen. Nicht, um Menschen zu ersetzen, sondern um sie zu entlasten. HR spielt hier eine Schlüsselrolle: Aufklärung, Lernpfade, Pilotprojekte. Wenn HR hilft, Unsicherheiten abzubauen und Chancen zu vermitteln, entsteht Offenheit. Und aus Angst wird Neugier.

Ein konkreter Ansatz ist die Entwicklung eines AI-Literacy-Programms, das sowohl Ängste adressiert als auch konkrete Anwendungsfälle in den Unternehmensalltag integriert. Gerade im Mittelstand kann das ein echter Produktivitätsbooster sein, etwa durch automatisierte Routineaufgaben oder intelligente Auswertungen in der Personalplanung.


Raus aus der Präsenzdebatte, rein ins Wie der Arbeit

Produktivität hängt nicht davon ab, wo Menschen arbeiten, sondern wie. Gartner zeigt: Homeoffice oder Büro macht keinen Unterschied – entscheidend ist, ob Teams ihre Produktivitätsziele selbst mitgestalten dürfen. Das bedeutet: Weniger Vorgaben, mehr Vertrauen. Und HR muss Manager befähigen, echte Dialoge über Zusammenarbeit, Leistung und Erwartungen zu führen.

Gerade in KMU, wo der direkte Draht oft zum Markenzeichen zählt, bietet sich hier die Chance, produktive Teamkulturen aktiv zu gestalten. Nicht jeder Mitarbeitende braucht dieselben Freiräume – aber alle brauchen das Gefühl, wirksam zu sein. HR kann mit strukturierten Gesprächsformaten und partizipativen Tools hier große Wirkung entfalten.


Kontext statt Kontrolle: Daten richtig nutzen

Viele Unternehmen sammeln Daten, aber verstehen sie nicht. Wenn HR hilft, Metriken mit Sinn zu hinterlegen (Was heißt eigentlich gute Leistung in Rolle X?), entsteht Transparenz. Wichtig: Zahlen dürfen kein Kontrollinstrument sein, sondern eine Einladung zum Dialog. So entsteht Vertrauen, wo sonst Misstrauen wächst.

Daten alleine machen niemanden produktiver. Aber sie können Gespräche anstoßen, Denkprozesse verändern und Zusammenhänge sichtbar machen. Ein gut designtes Dashboard oder ein transparenter Report kann der Einstieg sein in eine neue, partnerschaftliche Performance-Kultur.

 

Fazit

Wer HR strategisch denkt, gewinnt doppelt Der Fachkräftemangel zwingt zum Umdenken. Doch statt sich im Recruiting-Aktionismus zu verlieren, lohnt ein Blick nach innen. Die vorhandenen Talente sind oft der größte Schatz. Wer sie durch gezielte HR-Initiativen produktiver, zufriedener und wirksamer macht, reduziert Fluktuation, hebt Potenzial und wird resilienter.

Produktivität ist kein Zufallsprodukt, sondern eine strategische Entscheidung. Und HR ist der entscheidende Hebel, um diese Entscheidung in der Organisation zu verankern. Im Mittelstand, wo kurze Wege, Vertrauen und Pragmatismus oft gelebt werden, liegen darin immense Chancen.


Lassen Sie uns gemeinsam hinschauen: Welche dieser vier Hebel wäre für Ihr Unternehmen der größte Gamechanger?

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